Gemeinsam für eine große Aufgabe

Als Philanthropen werden Menschen bezeichnet, die nicht nur darüber reden, Gutes für andere zu tun, sondern ihre Vorhaben tatsächlich realisieren. Und das meist ohne viel Aufhebens. Tania Rubenis Tätigkeit als Senior Referentin Philanthropie für den DRF e.V., dem Förderverein der DRF Luftrettung, ist ausgesprochen vielfältig. Sie vertritt den Förderverein nach außen, pflegt die Kontakte zu Spenderinnen und Spendern und baut neue Beziehungen auf – damit in Zukunft noch mehr Menschenleben gerettet werden können. Wieso hat sie sich für diese Arbeit entschieden? Was zeichnet sie aus? Und was ist der Grund dafür, dass sie so in sich ruhend wirkt? Das Porträt einer vielseitigen Frau mit starken Wurzeln und hohen Idealen.
Respekt vor der Leistung anderer Menschen
Ein rot-weißer DRF-Hubschrauber im Miniformat steht gut sichtbar auf Tania Rubenis aufgeräumtem Schreibtisch und fällt sofort ins Auge. Sie folgt dem Blick und sagt lächelnd: „Ja, ich bin begeistert von Hubis.“ Wenn einer hörbar vorbeifliegt, muss sie ans Fenster – es könnte ja Christoph Niedersachsen sein. „Das fliegerische Können der Pilotinnen und Piloten fasziniert mich, und auch die Technik, die dazu gehört.“ Die Begeisterung dafür hatte sie bereits im Gepäck, als sie zum Förderverein kam. In den 1990er Jahren liebäugelte sie sogar eine Zeitlang damit, selbst eine Fluglizenz zu erwerben. Damals lebte sie für vier Jahre in den USA. „Aber so eine PPL, also eine Private Pilot License, konnte ich mir damals nicht leisten“, erinnert sie sich. Im Gespräch mit ihr wird schnell klar: Heute bedeutet es ihr deutlich mehr, sich für die fliegenden Crews der DRF Luftrettung einzusetzen, als selbst abzuheben.
Gemeinsam mit zwölf weiteren Kolleginnen und Kollegen im Förderverein sucht sie, seitdem sie im April 2020 beim DRF e.V. angefangen hat, Unterstützer: „Wir wollen, dass die Crews der DRF Luftrettung Patientinnen und Patienten noch besser und schneller helfen können“, erklärt Tania, „und für diese Arbeit brauchen wir ganz besondere Menschen, die bereit sind, größere Weiterentwicklungen mit höheren Beträgen zu fördern und dadurch mitzugestalten.“ Entscheidende Investitionen können nur mit Unterstützung von Großspendern abgesichert werden. Beispielsweise wurden so die Anschaffung von EpiShuttles, die u.a. für Transporte von Corona-Patienten im Einsatz sind, und die Mitentwicklung eines vielseitigen Tragensystems realisiert.
Zur Realisierung der Vorhaben der DRF Luftrettung sei der Informationsaustausch elementar, das betont sie immer wieder. „Es liegt mir sehr am Herzen, dass unsere Spenderinnen und Spender genau wissen, wofür sie ihr Geld einsetzen und wie damit Wirkung entfaltet wird“, hebt Tania hervor, „ich freue mich, wenn jemand anruft und an technischen oder medizinischen Details interessiert ist. Ganz besonders, wenn sich ein Dialog zu konkreten Investitionen ergibt, die realisiert werden sollen.“ Sie spricht auch Einladungen an langjährige Fördermitglieder aus und vernetzt sie auf besonderen, regionalen Veranstaltungen. Sie trifft und besucht Großspender zu besonderen Anlässen und vermittelt Gesprächskontakte innerhalb der DRF Luftrettung. In ihrer Stimme schwingt Respekt vor den Menschen mit, mit denen sie zu tun hat – und Dankbarkeit für deren selbstloses Engagement.
Motivationsgetrieben: von der Polizei in den PR- und Non-Profit-Bereich
Als Tania zum ersten Mal Kontakt mit der Luftrettung hatte, ahnte sie nicht, dass sie knapp 30 Jahre später selbst dazu gehören würde: „Direkt nach dem Abitur bin ich zur Polizei gegangen“, berichtet sie, „Anfang der 1990er war ich bei der Autobahnpolizei in Hannover. Die A2 war damals eine vielbefahrene Ost-West-Verbindung mit vielen Unfällen, durch die ich mit den bodengebundenen Rettungsdiensten und natürlich auch mit der Luftrettung zu tun hatte, konkret mit Christoph 4.“ Bereits auf Lebenszeit verbeamtet, traf sie acht Jahre später die Entscheidung, ihre Polizeilaufbahn zu beenden, um in den USA zu leben. Es kam anders. Rückblickend meint Tania: „Damals fehlte mir einfach Erfahrung. Ich wollte etwas bewegen. Diesem Ziel bin ich treu geblieben.“ Im Jahr 2000 zurück in Deutschland schließt sie ihr PR-Studium ab und arbeitet für verschiedene gemeinnützige Organisationen. Über zwölf Jahre hinweg baute sie eine Förderstiftung auf. „Dann kam die neue Stelle bei der DRF Luftrettung in mein Leben und ich habe die Herausforderung angenommen“, sagt sie.



Bereits die Stellenausschreibung des DRF e.V. und die damit verbundene Idee, für die Luftrettung tätig sein zu können, hätten sofort etwas mit ihr gemacht. „Je mehr ich über die Organisation erfahren habe, je besser ich das Team kennenlernen konnte, umso mehr war für mich klar: Hier möchte ich sein.“ Dies ist wichtig für die begeisterungsfähige Frau: „In meiner Arbeit kann ich nur authentisch sein, wenn ich überzeugt bin von dem, was ich tue.“ Sie ist stolz auf die Leistung der Organisation als Ganzes. Als Referentin für Philanthropie trägt sie mit dazu bei, indem sie das Großspenden-Fundraising für den DRF e.V. aufbaut und gestaltet: Gemeinsam mit ihren Kollegen hat sie das Ziel, große Zuwendungen, beginnend bei 20.000 Euro, zu generieren. Sie sorgt für ein vertrauensvolles Miteinander von Unterstützern und der Organisation. Als PR- und Kommunikationsfrau versteht sie es, potenzielle Förderer für die Mission der DRF Luftrettung zu begeistern.
Wie motiviert sie sich? „Ich weiß genau, dass die Mittel bei der DRF Luftrettung sinnvoll eingesetzt werden“, sagt Tania und belegt ihre Aussage: Die Arbeit der DRF Luftrettung wird bis zu 20 Prozent aus Förderbeiträgen und Spenden finanziert. „Die Crews können gerade deshalb so gute Arbeit leisten, weil es diese Spenderinnen und Spender gibt. Dank ihnen können wir herausragende medizinische Versorgung leisten.“ Beziehungspflege steht damit für Tania im Zentrum ihrer Tätigkeit: Sie möchte genau wissen, was Menschen bewegt, welche Projekte ihnen am Herzen liegen und wie sich die Organisation mithilfe der Spenderinnen und Spender weiterentwickeln kann. In diesem Tun geht es nicht immer nur um Sach- und Fachthemen: „Die Gespräche sind manchmal sehr persönlich und gehen mir auch oft nahe. Ich freue mich, wenn Menschen glücklich sind, weil sie etwas Gutes bewirken, und ich fühle mit, wenn sie ihre traurigen Momente mit mir teilen. Das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, ist ein Geschenk – eine große Bereicherung für mich und meine Arbeit.“
Gibt es „No-Gos“ im Gespräch mit einer Referentin für Philanthropie?
Sie wägt ihre Worte genau ab, wenn es um Spenderinnen und Spender geht. Sie redet allgemein darüber: „Vertraulichkeit und Diskretion sind die Grundlagen meiner Arbeit. Die Menschen, mit denen ich zu tun habe, sind Menschenfreunde. Das ist das, was man unter einem Philanthropen versteht. Sie setzen sich aus Überzeugung für andere Menschen ein. Meist lebenslang für eine Sache, die ihnen wichtig ist.“ Sie möchte Menschen mit Wertesystemen erreichen, die zur DRF Luftrettung passen: Die ebenfalls das Ziel haben, Leben zu retten. Sie überlegt, wer an bestimmten Informationen interessiert sein könnte, wer gerne an einer speziellen Veranstaltung teilnehmen würde und wer welches Projekt unterstützen könnte. Sie geht auf Menschen auch dann zu, wenn sie sie noch gar nicht persönlich kennt, die aber zur Organisation passen könnten. Fällt ihr das schwer? „Nein, überhaupt nicht“, freut sich Tania, „ich mache das sogar ausgesprochen gerne, denn ich liebe es, neue Menschen kennenzulernen.“ Sie ist grundsätzlich unvoreingenommen und spricht auf Augenhöhe. Das glaubt man ihr aufs Wort – genau dieses angenehme Gefühl vermittelt sie im Gespräch. Gibt es Themen, die sie im Gespräch mit anderen lieber meidet? „Natürlich kenne ich die ‚No-Gos‘ in Gesprächen“ meint Tania, „Politik und Religion lässt man aus.“
Innerer Reichtum: Zen – und die Liebe zum Löwenzahn
„Meine starke Bodenhaftung habe ich von meinen Großeltern“, ist sie sich sicher. „Ich bin in weiten Teilen bei ihnen aufgewachsen, weil meine Mutter noch sehr jung war, als sie mich bekam. Der Garten mit Löwenzahn und seinen Pusteblumen war mein Kinderparadies. Hier habe ich Lebenswerte mitbekommen wie Respekt vor der Natur und Unterschiedlichkeit von Menschen. Meine Großeltern hatten eine unglaubliche Zuversicht, obwohl sie den Krieg erlebt hatten.“ In späteren Jahren kam Yoga dazu. „Es gibt diese Zen-Weisheit: Erkenne die Welt in dir. Wenn ich zurückblicke, bin ich dankbar, dass ich in dieser Welt auf fruchtbarem Boden gelandet bin, dass ich so aufwachsen durfte, wie ich aufgewachsen bin. Besonders dafür, dass ich mich heute für eine Aufgabe einsetzen kann, die Menschen hilft. Ich fühle mich angekommen.“
Redaktion: Emel Tahta Lehmann
Autorin: Sabine Eigenbrod
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