Der Wissenschaftliche Arbeitskreis

Bild
Mann steigt in Hubschrauber ein

Der Wissenschaftliche Arbeitskreis der DRF Luftrettung

Forschung und Wissenschaft bilden die Basis für neue Erkenntnisse und ihre Anwendung in der Praxis. Der Wissenschaftliche Arbeitskreis (WAK) der DRF Luftrettung führt gemeinsam mit anderen Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Wissen-schaftlern interdisziplinäre Forschungsprojekte durch, die das Ziel haben, die notfallmedizinische Versorgung unserer Patienten zu verbessern. Medizinische, technische, epidemiologische und einsatztaktische Themen stehen hierbei besonders im Fokus. Alle Forschungsprojekte verfolgen das Ziel, die gewonnenen Erkenntnisse zeitnah in die alltägliche Praxis einfließen zu lassen. Der WAK bietet zudem eine Plattform zum Wissens- und Ideenaustausch unter den Mitgliedern und mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen.

Die Aufgaben des WAK im Einzelnen sind die

  • inhaltliche und organisatorische Überprüfung von Forschungsvorhaben
  • Entwicklung neuer Forschungsprojekte
  • Kooperation und der Austausch mit externen Forschungseinrichtungen
  • Bereitstellung von Daten und die Unterstützung bei neuen Datenerhebungen
  • Auswertung standortübergreifender Datensätze
  • Unterstützung bei der Publikation von Forschungsergebnissen
Koordinatorin des WAK
Merve Schmidt
Merve Schmidt, M.A.

E-Mail: wak@drf-luftrettung.de

Koordinatorin des WAK,
HEMS-TC Station Berlin

Die aktuellsten Projekte und Arbeiten in Zusammenarbeit mit dem WAK
Intensivtransport in Bauchlage – Risikominimierung durch gute Vorbereitung
Analyse Covid-19-Transporte der DRF Luftrettung
Tourniquet-Einsatz in der Luftrettung
Präklinische Therapie mit Blutprodukten – das Projekt „HeliBlut"
Das ABCDE-Schema der Patientensicherheit in der Notfallmedizin
Die aktuellsten Projekte und Arbeiten in Zusammenarbeit mit dem WAK
Intensivtransport in Bauchlage – Risikominimierung durch gute Vorbereitung
Intensivtransport in Bauchlage – Risikominimierung durch gute Vorbereitung
Die Untersuchung
Beschreibung
Zum Hintergrund

Die komplette und auch inkomplette Bauchlage ist ein fester Bestandteil der intensivmedizinischen Therapie von schwerst-lungenerkrankten Patienten, auch unter ECMO-Therapie. Wie verläuft ein Intensivtransport in Bauchlage, welche Maßnahmen sind damit verbunden und welche Schritte leiten sich daraus ab? Marco Monnig, HEMS-TC an der Rendsburger Station der DRF Luftrettung, beschreibt und analysiert einen entsprechenden Einsatz aus dem Frühjahr 2021. Er hat darüber hinaus einen Leitfaden zum Ablauf des Patiententransports erarbeitet, der in der Zeitschrift Rettungsdienst dargestellt ist. Seine Untersuchung umfasst mögliche Risiken mit potenziellem Patientenschaden und auch mögliche Schwierigkeiten, mit denen die Besatzungen konfrontiert sein können.

Ist der Patient überhaupt transportfähig? Diese Frage stellt die medizinischen Besatzungen der DRF Luftrettung zunächst vor organisatorisch-einsatztaktische Fragen: Die Untersuchung beschreibt sowohl die Möglichkeiten der Entscheidungsfindung als auch mögliche alternative Transportoptionen bei Transportanfragen „Bauchlage“. Das Fallbeispiel zeigt neben der Zusammenarbeit im Team detailliert die Vorbereitungen des Transports, die Patientenübernahme, den Wechsel des Beatmungsgerätes sowie die Überprüfung der Lagerung während des 28-minütigen Flugs an Bord einer H145. Marco Monnigs Arbeit ist insbesondere vor dem Hintergrund der Covid19-Pandemie von großer Aktualität, denn diese hat zu einer Zunahme dieser Lagerung auch schon vor dem notwendigen Intrahospitaltransport (IHT) geführt. Durch den kritischen und lebensbedrohlichen Zustand der Patienten ist es noch häufiger als bisher notwendig, diese Lagerung auch während des Transportes fortzuführen.

Die DRF Luftrettung transportiert an ihren insgesamt bundesweit 29 Hubschrauberstandorten regelmäßig Patienten in Bauchlage und kann hier in Kombination mit dem für den Transport notwendigen medizinischen Equipment und den modernen Luftfahrzeugen alles bieten, was zu einer sicheren und schonenden Verlegung dieser Patienten in eine Spezialklinik notwendig ist.

Analyse Covid-19-Transporte der DRF Luftrettung
Analyse Covid-19-Transporte der DRF Luftrettung
Die Untersuchung
Ergebnisse
Basis der Untersuchung

Prof. Dr. Sebastian Heinrich, Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikums Freiburg und Notarzt an der Freiburger Station der DRF Luftrettung, analysierte alle durch die DRF Luftrettung durchgeführten Covid-19-assoziierten Intensivtransporte mit beatmeten Patienten in den ersten drei Pandemiewellen. Dazu entwickelte er ein interaktives Modell zur georeferenzierten Darstellung dieser Transporte. Eine zentrale Schlussfolgerung aus der Untersuchung ist, dass nur mit Hilfe der Luftrettung die intensivmedizinische Versorgung in einzelnen Regionen aufrechterhalten werden konnte.

Eine zentrale Schlussfolgerung aus der Untersuchung ist, dass nur mit Hilfe der Luftrettung die intensivmedizinische Versorgung in einzelnen Regionen aufrechterhalten werden konnte. Die Hubschrauber an den 29 Stationen der DRF Luftrettung wurden in den ersten drei Pandemiewellen vor allem dazu eingesetzt, schwerkranke Patienten in Krankenhäuser der Schwerpunkt- und Maximalversorgung zu fliegen. Mit zunehmender Auslastung der regionalen Behandlungskapazitäten nahm die Dringlichkeit der Intensivtransporte zu. 21% aller Transporte wurden nachts geleistet (nach 18:00 Uhr und vor 8:00 Uhr). Dies unterstreicht die Bedeutung der Luftrettung bei Nacht.

Der Wissenschaftliche Arbeitskreis der DRF Luftrettung hatte für die Untersuchung die Einsatzdaten ihrer bundesweit 29 Stationen aus der Einsatzdatenbank HEMSDER zur Verfügung gestellt, die nach medizinischen und einsatztaktischen Charakteristika ausgewertet wurden. Es wurden insgesamt 896 COVID-19 assoziierte Transporte beatmeter Patienten im Untersuchungszeitraum analysiert.

Tourniquet-Einsatz in der Luftrettung
Tourniquet-Einsatz in der Luftrettung
Die Untersuchung
Ergebnisse
Zum Hintergrund

Wie häufig erfolgt der Einsatz von Tourniquet bei Traumapatienten in der Luftrettung? Diese Fragestellung betrachtet die wissenschaftliche Studie „Tourniquet use in the Helicopter Emergency Medical Service: Analysis based on data of the DRF Luftrettung (German Air Rescue) in the period 2015-2020“ der DRF Luftrettung. Sie erfolgt auf Basis der Einsatzdaten der DRF Luftrettung im Zeitraum von 2015 bis 2020. 

Im Untersuchungszeitraum wurden 67.321 Traumapatienten versorgt, bei 866 (entspricht 1,3 % aller Traumapatienten) kam ein Tourniquet zum Einsatz. Das Alter dieser Patienten betrug im Mittel 45,9 (±19,5) Jahre, 710 (84 %) waren männlich, 439 (51 %) erlitten ein Monotrauma, 296 (34 %) eine Polytraumatisierung, 329 (38 %) benötigten ein prähospitales Atemwegsmanagement, 321 (37 %) hiervon eine Intubation. Signifikante Unterschiede zwischen Patienten mit Tourniquetanwendung und der restlichen Traumakohorte zeigten sich in allgemeinen Daten (Mono‑, Poly‑, Hochrasanztrauma, V. a. Massenblutung), Vitalparametern am Unfallort (GCS, HF, SpO2) und bei den durchgeführten Interventionen, wie Druckverbänden und Hämostyptika, dem Einsatz von Tranexamsäure, der Analgesie/Analgosedierung, bei der Häufigkeit von Intubation und von kolloidalem Volumenersatz. Mit einer Häufigkeit von 1,3 % ist die Notwendigkeit einer prähospitalen Tourniquetanlage bei Traumapatienten gering, deckt sich jedoch mit der Häufigkeit internationaler Publikationen. Monotraumata mit isolierten Extremitätenverletzungen stellen ca. die Hälfte der mit Tourniquets versorgten Patienten dar. Die andere Hälfte wird durch mehrfach verletzte bzw. polytraumatisierte Patienten repräsentiert, die signifikant häufiger invasive Maßnahmen im Rahmen der Atemwegssicherung erfordern und einer komplexeren Versorgung vor Ort bedürfen. Die vorliegenden Daten lassen keine Aussage zum Anlageort und über die Qualität der Tourniquetanlage zu.

 

Im Jahr 2016 wurde durch die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) erstmals eine Handlungsempfehlung zum präklinischen Einsatz von Tourniquets publiziert. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollte evaluiert werden, wie häufig der Tourniqueteinsatz in einem repräsentativen Traumakollektiv der Luftrettung und damit die potenzielle Anwendung der Handlungsempfehlung vorkommen.

Präklinische Therapie mit Blutprodukten – das Projekt „HeliBlut"
Präklinische Therapie mit Blutprodukten – das Projekt „HeliBlut"
Die Untersuchung
Ergebnisse

Die Untersuchung zeigt, wie bei der DRF Luftrettung das präklinische Projekt „HeliBlut“ umgesetzt wurde. Die schwere Hämorrhagie ist zu einem erheblichen Prozentsatz Grund für eine hohe Morbidität und Mortalität bei Traumapatienten. Im Rahmen von „HeliBlut“ wurde in einem richtlinienkonformen System die präklinische Transfusion von Erythrozytenkonzentraten und Plasma ermöglicht. Ziel des Projekts ist es, Patienten mit vital bedrohlicher Blutung besser versorgen zu können. 

In 21 Monaten wurden an den beteiligten drei Stationen 24 Patienten transfundiert. Die Mehrzahl der Patienten erlitt ein stumpfes Trauma. Unter Transfusion konnte bei 58% eine Verbesserung der Hämodynamik erreicht werden. Neun Patienten befanden sich im traumatischen Herz-Kreislauf-Stillstand. Trotz prähospitaler Transfusion zeigte sich eine hohe Mortalität während der frühen innerklinischen Versorgung. Die präklinische Transfusion ist ein weiterer Schritt zur Verbesserung von blutenden Patienten in der Präklinik, sie ist sicher und gemäß der gültigen Richtlinie Hämotherapie durchführbar.

Das ABCDE-Schema der Patientensicherheit in der Notfallmedizin
Das ABCDE-Schema der Patientensicherheit in der Notfallmedizin
Das Buch
Beschreibung

Da an der präklinischen Notfallversorgung zahlreiche medizinische Disziplinen beteiligt sind, sind standardisierte Versorgungsabläufe für die verschiedenen Patientengruppen besonders wichtig. Das Buch „Das ABCDE-Schema der Patientensicherheit in der Notfallmedizin“ zeigt auf, inwiefern eine erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit die Voraussetzung für eine gute Patientenversorgung ist. Die Autoren (unter ihnen auch Dr. Marcus Rudolph, Mitglied des WAK-Review Boards und Notarzt bei der DRF Luftrettung) geben einen Überblick über häufige und schwerwiegende notfallmedizinische Krankheitsbilder unter dem Aspekt der Sicherheit des Notfallpatienten. Es werden Lösungsvorschläge und typische Fehlerquellen bei der präklinischen Versorgung von Patienten aufgezeigt. 

Die Buchkapitel orientieren sich dabei an dem aus der Traumaversorgung bekannten ABCDE-Schema, aus dem sich Handlungsanweisungen ableiten lassen. Aufgeteilt in die Rubriken A - Airway, B - Breathing, C - Circulation, D - Disability und E - Environment/Exposure werden notfallmedizinische Situationen bzw. typische Fehler aus forensischer Sicht betrachtet. Das Ziel besteht darin, eine größere Patientensicherheit zu erreichen.

Themengebiete der wissenschaftlichen Arbeiten

Der WAK unterstützt und betreut ein vielfältiges Spektrum an wissenschaftlichen Forschungsarbeiten und -projekten, um die Notfallmedizin voranzubringen. Hier finden Sie eine Übersicht nach Themengebieten. 

Bild
Grafik wissenschaftliche Arbeiten
Ob einsatztaktische, pädiatrische oder infektiologische Fragestellungen, der Wissenschaftliche Arbeitskreis ist breit aufgestellt.

Erfahrung, Ideen, Daten – so profitieren Sie vom WAK:

  • Plattform für einen interdisziplinären wissenschaftlichen Austausch 
  • Unterstützung bei Literaturrecherchen
  • Bereitstellung und Aufarbeitung von Daten aus der Einsatzdatenbank HEMSDER® der DRF Luftrettung
  • Unterstützung bei Datenerhebungen oder Umfragen
  • Statistische Beratung
  • Unterstützung bei der Erstellung von Publikationen 
  • Unterstützung bei der Bewerbung für wissenschaftliche Preise oder Förderanträge
  • Finanzielle Förderung durch die DRF Stiftung Luftrettung

 

Für alle Fragen rund um den Wissenschaftlichen Arbeitskreis kontaktieren Sie uns gerne.

Unser Team
Dr. med. Jörg Braun
Dr. med. Jörg Braun

E-Mail: wak@drf-luftrettung.de

Leiter des WAK,
Fachbereichsleiter Medizin
 

Merve Schmidt, M.A.
Merve Schmidt

E-Mail: wak@drf-luftrettung.de

Koordinatorin des WAK,
HEMS-TC Station Berlin

Dr. med. Gregor Lichy
Dr. med. Gregor Lichy

E-Mail: wak@drf-luftrettung.de

Mitglied des WAK-Review Boards,
Leitender Arzt Region West

Dr. med. Florian Reifferscheid
Dr. med. Florian Reifferscheid

E-Mail: wak@drf-luftrettung.de

Mitglied des WAK-Review Boards,
Abteilungsleiter Personal Notärzte

Priv.-Doz. Dr. med. Markus Roessler, DEAA, EDIC, FERC
Priv.-Doz. Dr. med. Markus Roessler, DEAA, EDIC, FERC

E-Mail: wak@drf-luftrettung.de

Mitglied des WAK-Review Boards,
Leitender Hubschrauberarzt Station Göttingen

Dr. med. Marcus Rudolph, EDIC
Dr. Marcus Rudolph, EDIC

E-Mail: wak@drf-luftrettung.de

Mitglied des WAK-Review Boards,
Leitender Hubschrauberarzt Station Mannheim,
Abteilungsleiter SOP-Entwicklung

Prof. Dr. med. Volker Wenzel, MSc, FERC
Prof. Dr. med. Volker Wenzel, MSc, FREC

E-Mail: wak@drf-luftrettung.de

Mitglied des WAK-Review Boards,
Notarzt Station Friedrichshafen