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Bedrohliche Infektion im Ausland – Hilfe über Grenzen hinweg

Am 19. Juni 2022 sah es alles andere als gut aus für Carola Wehn: Kurz vor ihrem Abflug zurück in die Heimat brach die heute 64-Jährige am Flughafen Budapest zusammen. Die Mitglieder ihrer Reisegruppe verständigten sofort den Notarzt. Sie ahnten, dass die Rheinländerin aus der Nähe von Bergisch Gladbach in akuter Lebensgefahr schweben könnte – nicht zuletzt, weil sie eine transplantierte Niere hat. Auch Carola Wehn beschlich dieses Gefühl, als sie wieder zu sich kam: „Ich war acht Jahre lang an der Dialyse und fürchtete, dass mir das neue Leben genommen werden könnte, das mir durch die Transplantation geschenkt worden war.“

Den Hintergrund, warum es ihr so schlecht ging, brachte ein Schnelltest zutage, den der Flughafenarzt durchführte: Carola Wehn hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Und die Infektion schien sich bei ihr so heftig auszuwirken, weil ihr Immunsystem aufgrund der Transplantation unterdrückt war. Der Flughafenarzt äußerte die schwerwiegende Verdachtsdiagnose einer beginnenden Lungenembolie. 

Noch auf dem Weg ins nächstgelegene Krankenhaus rief Carola Wehn ihren Mann Dirk in Deutschland an. Sie informierte ihn mit brüchiger Stimme über ihre Situation. Er hörte, wie entkräftet und verängstigt sie war. Besonders schrecklich für ihn: Von zu Hause aus konnte er zunächst nichts für seine Frau tun. Doch dann fiel dem 62-jährigen Glasermeister glücklicherweise ein, dass seine Frau langjähriges Mitglied beim Förderverein DRF e.V. der DRF Luftrettung ist.

Sie und ihr Mann konnten und können daher immer auf kompetente Hilfe zählen. Es ging schon auf elf Uhr abends zu, als Dirk Wehn bei der Einsatzzentrale der DRF Luftrettung anrief. Auf der anderen Seite der Leitung saß Einsatzkoordinator Andreas Moser, der Nachtdienst hatte. Dieser ließ sich alles genau schildern und machte sich so im Gespräch ein Bild vom Gesundheitszustand und der Erstversorgung der Patientin. Schon dieses Telefonat half Dirk Wehn sehr. „Ich wurde freundlich, hilfsbereit und kompetent beraten. Die Botschaft, die bei mir ankam, war klar: Sie haben ein Problem und wir werden Ihnen jetzt helfen!“, schildert er seine Erfahrung. Andreas Moser sicherte Carola Wehns Mann zu, alles Erforderliche mit der Budapester Klinik und dem medizinischen Dienst der DRF Luftrettung abzuklären.

Tatsächlich stellte sich heraus, dass es Carola Wehn physisch und mental zunehmend schlechter ging, sie litt unter den eher einfachen Bedingungen des Krankenhauses. Als Patientin mit transplantierter Niere belastete sie zudem das gechlorte Wasser, das sie zu trinken bekam. Und so traf Dr. med. Michael Beier, Leitender Arzt Ambulanzflug bei der DRF Luftrettung, am Tag nach Carola Wehns Zusammenbruch die Entscheidung für ihre Rückholung nach Deutschland. Seinen Entschluss teilte er dem Ehepaar auch umgehend mit, seine Begründung: „Der Transport ist medizinisch notwendig, da der Verlauf der COVID-Infektion unter Immunsuppression nicht vorhergesagt werden kann und gegebenenfalls eine Antikörpertherapie sowie eine Betreuung durch das Transplantationszentrum erforderlich sind.“ Carola Wehn wurde – sehr zu ihrer eigenen Beruhigung und der ihres Mannes – umgehend nach Deutschland verlegt. So konnte ihre weitere medizinische Versorgung durch das ihr bekannte Transplantationszentrum in Köln-Merheim sichergestellt werden.

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Und heute? Das Ehepaar macht wieder gemeinsame Spaziergänge mit Hund Leo und schmiedet Pläne für die Zukunft. Auch Reisepläne sind dabei. Außerdem haben es sich beide nicht nehmen lassen, zur Jubiläumsfeier der DRF Luftrettung zu kommen. Denn beide sind unendlich dankbar für die schnelle, kompetente und unkomplizierte Hilfe, die sie von der DRF Luftrettung im Jahr 2022 erhalten haben. 

 

Unsere Dankbarkeit ist eine starke Motivation

Auch Sie können auf unsere Hilfe zählen. Denn wenn Sie im Ausland in Not geraten, ist die Einsatzzentrale der DRF Luftrettung an 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr für Sie da. Und der DRF e.V. kann Sie als Fördermitglied in ein heimatnahes Krankenhaus zurückholen lassen, wenn dies medizinisch sinnvoll und vertretbar ist.

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 302 Personen jeden Alters aus dem Ausland in Kliniken ihrer Heimat verlegt – oder repatriiert, wie der Fachbegriff dafür heißt. Das ist eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr von knapp 25 Prozent. Hintergrund für diesen Anstieg: Im Jahr 2021 verreisten viele Menschen aufgrund der Coronapandemie nicht ins Ausland.

Die DRF Luftrettung flog 2022 insgesamt 302 Einsätze, um Patientinnen und Patienten zurück nach Deutschland zu bringen; zusammengerechnet flog sie dafür 1.007.629 Kilometer. Die weiteste Strecke, die für ein DRF Fördermitglied 2022 zurückgelegt wurde, war über 10.130 Kilometer und lag in Cotonou in Benin. Für Repatriierungen stehen der DRF Luftrettung zwei Learjets zur Verfügung, die zu fliegenden Intensivstationen ausgebaut wurden. Die erfahrene medizinische Crew an Bord ist speziell und umfassend geschult, so können selbst Hochrisikopatientinnen und -patienten sicher transportiert werden. Wenn es mit Blick auf Schnelligkeit und Verfügbarkeit im Interesse der Patientinnen und Patienten ist, setzt die DRF Luftrettung für Rückholungen zum Teil auch Bodentransporte ein – bei Carola Wehn war das zum Beispiel der Fall.

Für Patientinnen und Patienten gibt die DRF Luftrettung immer ihr Bestes. Das gilt auch dann, wenn diese im Ausland einen schweren Unfall erlitten haben oder schwer erkrankt sind. Die DRF Luftrettung übernimmt zum einen alle erforderlichen Formalitäten für den Transport selbst – bis hin zur Landeerlaubnis. Zum anderen klärt sie die medizinisch relevanten Fakten mit den behandelnden Ärzten im Ausland ab. Und sie kümmert sich darum, dass die weiterbehandelnde Klinik in der Heimat vorab alle Informationen erhält, die wichtig sind, um optimal auf das Eintreffen der Patientin oder des Patienten vorbereitet zu sein.

(Quelle: DRF Luftrettung)