Gemeinsames Grußwort von Dr. h. c. Rudolf Böhmler und Dr. Krystian Pracz
Was führte zum Erfolg unserer gemeinnützigen Organisation in den vergangenen Jahren, was sichert ihn in der Zukunft? Welche Schwerpunkte setzte die DRF Luftrettung im Jahr 2022? Welchen wertvollen Beitrag haben unsere Fördermitglieder, Spenderinnen und Spender geleistet?
Hier blicken Dr. Böhmler, Präsident des DRF e.V. und Aufsichtsratsvorsitzender der DRF Stiftung Luftrettung gAG, sowie der Geschäftsführende Vorstand des DRF e.V., Dr. Pracz, auf das vergangene Jahr zurück und teilen ihre Gedanken und Einschätzungen mit Ihnen.
365 Tage Luftretter: Rückblick
Tag der Luftretter
Die DRF Luftrettung bat ihre Partner, Freunde und Luftrettungsfans darum, am „Tag der Luftretter“ in den sozialen Medien aktiv zu werden, der am 19. März 2022 zum dritten Mal stattfand. Viele kamen der Bitte der gemeinnützigen Organisation nach: Sie teilten einen Beitrag der DRF Luftrettung mit den eigenen Followern und verwendeten dabei den Hashtag #TagDerLuftretter2022. Mithilfe eines Facefilters konnten sie sich dabei visuell mitsamt Helm direkt in das Cockpit eines Hubschraubers der DRF Luftrettung projizieren.
So halfen sie mit, auf die Bedeutung der Luftrettung aufmerksam zu machen. Dr. Krystian Pracz, Geschäftsführender Vorstand des DRF e.V., sagte dazu: „In persönlichen Gesprächen merke ich immer wieder, dass die Menschen begeistert und interessiert auf die Luftrettung und unsere Arbeit reagieren. Oftmals fehlt ihnen allerdings ein erster Berührungspunkt oder Anstoß, um sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Auch die Rolle und Bedeutung der Luftrettung innerhalb unseres Rettungssystems ist vielen nicht bekannt. Ich danke allen, die sich dafür engagieren, das zu ändern.“
Luftgestützte Wasserrettung
Ende April 2022 – und damit rechtzeitig zu Beginn der letztjährigen Badesaison – fiel der Startschuss für die luftgestützte Wasserrettung mittels Winde für die Freiburger Station. Hierzu hatten die DRF Luftrettung, die DLRG Breisgau und die Bergwacht Schwarzwald ein in Deutschland bis dahin einzigartiges Ausbildungskonzept entwickelt.
Oliver Barth, Pilot und Stationsleiter in Freiburg, ist sehr dankbar für die hervorragende Zusammenarbeit mit den Partnern. Beispielsweise wurden Rettungsspezialisten der Bergwacht Schwarzwald im Vorfeld von der DLRG Breisgau zu Rettungsschwimmern ausgebildet – über langjährige Windenerfahrung im unwegsamen Gelände verfügen sie bereits und arbeiten regelmäßig mit der Crew von Christoph 54 bei Windeneinsätzen zusammen. „Wir haben jetzt – auch dank der Wasser- und Wärmeschutzausrüstung, die mithilfe von Spendengeldern angeschafft werden konnte – optimale Voraussetzungen, um Menschen schnell und professionell retten zu können, die im Wasser verunglücken“, freut sich Oliver Barth.
Quelle: DRF Luftrettung
Einsatz an ungarisch-ukrainischer Grenze
Am 21. Mai 2022 zählte für einen 22-jährigen ukrainischen Staatsbürger, der durch eine Explosion schwerste Verletzungen erlitten hatte, jede Minute. Die Crew eines Ambulanzflugzeuges der DRF Luftrettung wurde zu diesem dringenden Notfall an die ungarisch-ukrainische Grenze gerufen. Die Rettung wurde gemeinsam mit der Besatzung und den Einsatzkoordinatoren der Einsatzzentrale am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden auf Hochtouren organisiert. Ein Flughafen auf ungarischer Seite wurde aufgrund von politischen und sicherheitsrelevanten Gesichtspunkten mit der Einsatzzentrale in Rheinmünster als Treffpunkt vereinbart. Denn trotz der Dringlichkeit und des kritischen Zustands des Patienten mussten alle Voraussetzungen für einen sicheren Flug und einen professionellen Einsatz erfüllt sein.
Der Patient mit mehreren sehr schweren Verletzungen wurde vor Ort sofort behandelt und kontrolliert mechanisch beatmet ausgeflogen. Nachdem die Crew ihn an den Rettungsdienst der Stadt Halle in Sachsen-Anhalt übergeben hatte, wurde er umgehend in eine Klinik mit einer Spezialabteilung für Verbrennungsopfer gebracht.
(Quelle: Christian Schaub, DRF Luftrettung)
Kostenlose App „Meine DRF Luftrettung“
Am 20. Juni 2022 launchte die DRF Luftrettung ihre App für Leitstellen, Kliniken und bodengebundene Partner, die kostenlos über den App Store und bei Google Play heruntergeladen werden kann. Für die Nutzung am PC steht eine Desktopversion unter meine-drf-luftrettung.de zur Verfügung. Mithilfe der App können Checklisten, Tipps, Services und weiterführende Informationen rund um die Luftrettung jederzeit mobil abgefragt werden sowie Antworten auf viele Fragen, unter anderem: Wie kann ich einen Verlegungsflug zwischen Kliniken vorbereiten? Was gilt es im Einsatz mit Hubschraubern zu beachten? Welche Crew fliegt mit Blutprodukten an Bord?
Ziel der App ist es, dass Zusammenarbeit und Abstimmung reibungslos ablaufen und die Sicherheit aller Beteiligten gewährleistet ist. „Meine DRF Luftrettung“ wird gemeinsam mit den Partnern stetig an neue oder weitere Bedürfnisse angepasst: von der Disponentin über medizinische Fachkräfte bis hin zum Feuerwehrmann können sich alle einbringen.
Erster Ausbildungstag Flugschüler
Sieben Flugschüler – sechs Männer und eine Frau – werden seit dem 1. September 2022 innerhalb von zwei Jahren in der Akademie der DRF Luftrettung ausgebildet. Nach erfolgreichem Abschluss sind sie Berufshubschrauberpilot bzw. -pilotin. Für ihre Ausbildung wurde der Ausbildungshubschrauber des Typs R44 am Operation Center am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden offiziell in die Trainingsflotte aufgenommen.
„Der Start unseres neuen Kurses ist ein Meilenstein für die DRF Luftrettung. Als eine der größten europäischen Luftrettungsorganisationen wollen wir einen weiteren Beitrag für die Sicherheit in der Luftfahrt leisten. Außerdem sichern wir unseren eigenen Nachwuchs“, betont Florian Rabe, Geschäftsführer der DRF Akademie.
Es liegt auf der Hand, dass Luftrettung nur mit hoch qualifizierten Pilotinnen und Piloten für dieses spezielle Arbeitsgebiet möglich ist. Die DRF Luftrettung trägt mit dem neuen Ausbildungsgang dazu bei, die zukünftige Versorgung der Bevölkerung im Notfall sicherzustellen.
(Quelle: DRF Luftrettung)
Gründungsjubiläum der DRF Luftrettung
Am 6. September 1972 setzten sieben Menschen am Flughafen Stuttgart ihre Unterschrift unter einen Vertrag, um die DRF Luftrettung zu gründen: Dr. med. h. c. Fritz Bühler, Ina von Koenig, Günter Kurfiss, Klaus Müller, Alexander Piltz, Siegfried Steiger sowie Dr. med. Jan Zahradnicek.
Die DRF Luftrettung freute sich sehr über diesen runden Geburtstag. Gefeiert wird allerdings erst rund sieben Monate später, am 50. Jahrestag des ersten Einsatzes am 19.03.1973. Diese Entscheidung begründet Dr. Krystian Pracz: „Seit unseren Anfängen stehen die Menschen, unsere Patienten, im Mittelpunkt all unseren Tuns, nicht wir als Organisation. Wenn wir auf fünf Jahrzehnte DRF Luftrettung zurückschauen, dann sind wir dankbar und stolz, dass wir diesen Weg gehen und so vielen Menschen helfen durften. Danken möchte ich an dieser Stelle allen Partnern und Weggefährten, die unsere Entwicklung zu einer der führenden Luftrettungsorganisationen Europas erst möglich gemacht haben. Hartnäckigkeit und der Glaube an den Sinn ihres Tuns zeichneten die Menschen aus, die die DRF Luftrettung aufgebaut haben. Diese Tugenden haben wir uns erhalten, denn auch heute noch gehört es zu unserem Selbstverständnis, die Entwicklung der Luftrettung zum Wohle unserer Patienten konsequent voranzutreiben.“
(Quelle: DRF Luftrettung)
Treffen für Windenspezialisten
Das 2. Internationale Windensymposium der DRF Luftrettung legte den Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit der Besatzung. Am 7. und 8. September 2022 trafen sich im Operation Center der DRF Luftrettung am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden hochrangige Experten von Behörden, Windenherstellern und -betreibern sowie Schulungsanbietern. Sie diskutierten entscheidende Fragen, unter anderem: Wie sehen moderne Trainingskonzepte für die Hubschraubercrews aus? Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen gelten? Warum ist die Zusammenarbeit der einzelnen Besatzungsmitglieder ein wichtiger Sicherheitsfaktor?
Praxisdemonstrationen rundeten das vielfältige Fachprogramm ab: Vor den Augen der Symposiumsteilnehmer wurde beispielsweise das Notverfahren „Cablecutting“ demonstriert. Es sollte dem Fachpublikum die Komplexität dieses Ultima-Ratio-Verfahrens verdeutlichen, das bei einem Triebwerksausfall oder im Fall einer „verhängten Windenlast“ zum Einsatz kommt.
(Quelle: DRF Luftrettung)
Im Gespräch
Im Vergleich zu Karin und Wolfgang Böhler ist Theresia Kneschke, die seit über 20 Jahren für den Förderverein arbeitet und ihn seit 2015 leitet, nahezu „eine Neue“ bei den Luftrettern. Denn die beiden gehören zu den ersten Fördermitgliedern unserer Organisation: Sie sind bereits seit 50 Jahren dabei. Bei der Jubiläumsveranstaltung der DRF Luftrettung im Juni 2023 lernten sich das Ehepaar und die Leiterin des DRF e.V. persönlich kennen.
Welche Schwerpunkte hat die Leiterin des DRF e.V. im Berichtsjahr gesetzt? Wie kamen die langjährigen Unterstützer zu den Luftrettern, wie schätzen sie die neuen Entwicklungen ein?
Gemeinnützig und transparent
Schnellst- und bestmögliche Hilfe für Menschen in medizinischen Notsituationen zu leisten, ist Hauptaufgabe der DRF Luftrettung. Hier erfahren Sie, wie Ihre Mittel im Berichtsjahr eingesetzt wurden, wie sich die Einsätze auf die deutschlandweit 31 Stationen verteilen, wie die Organisations- und Finanzierungsstruktur der gemeinnützigen Organisation aufgebaut ist und wie die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung für 2022 aussehen.Digitale Potenziale für das Leben
Die DRF Luftrettung setzt technische Neuerungen für die ein, die am meisten auf sie angewiesen sind: Menschen, die in Gefahr sind, ihr Leben zu verlieren. Inwiefern trifft das auch für die Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) zu?
Dr. med. Jörg Braun, Fachbereichsleiter Medizin der DRF Luftrettung, beantwortet diese Frage.
Das war ihre Rettung
Das Herz von Hans Götz schlägt wieder
Herzstillstände kommen aus verschiedensten Gründen und bei Menschen aller Altersgruppen vor. Sie treten quasi aus heiterem Himmel auf und sind besonders gefährlich: Wenn Gehirn und Körper nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden, bleibt nur sehr wenig Zeit, um schwerste Beeinträchtigungen oder den Tod zu verhindern.
Zum Glück Fördermitglied: Carola Wehn
Am 19. Juni 2022 sah es alles andere als gut aus für Carola Wehn: Kurz vor ihrem Abflug zurück in die Heimat brach die heute 64-Jährige am Flughafen Budapest zusammen. Die Mitglieder ihrer Reisegruppe verständigten sofort den Notarzt. Sie ahnten, dass die Rheinländerin aus der Nähe von Bergisch Gladbach in akuter Lebensgefahr schweben könnte – nicht zuletzt, weil sie eine transplantierte Niere hat. Auch Carola Wehn beschlich dieses Gefühl, als sie wieder zu sich kam: „Ich war acht Jahre lang an der Dialyse und fürchtete, dass mir das neue Leben genommen werden könnte, das mir durch die Transplantation geschenkt worden war.“
Dankeschön an die Crews – und an Sie
Christiana Martin
Sonntag gegen 22 Uhr bekam mein zwölfjähriger Sohn akute Atemnot und damit einhergehend Panik. Wir waren sehr froh über die schnelle Hilfe durch das DRK und die DRF Luftrettung: Ein Transport in die nächste Kinderklinik hätte von uns aus mindestens 45 Minuten gedauert. Wir möchten uns herzlich bedanken!
Manfred Weisser
Durch einen Sturz erlitt ich eine Halswirbelsäulenfraktur und bin froh, dass ich lebe und nicht querschnittsgelähmt bin. Als ich auf dem Klinikgelände eine Crew traf, erzählte ich, dass ich schon lange DRF e.V.-Mitglied bin und bekam ihr fliegendes Wunder gezeigt und vier Aufkleber für die Enkel. Danke für alles!
Weiterentwicklung für die Zukunft
Mit allen verfügbaren Mitteln setzen wir uns dafür ein, dass wir künftig noch mehr Menschen in medizinischen Notlagen helfen können. Wir informieren über die Aufgaben und das Wirken der Luftrettung und gehen neue Wege.
Alle Highlight Bilder Quelle: DRF Luftrettung