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Landung nach vier Minuten: Leben geschenkt

Herzstillstände kommen aus verschiedensten Gründen und bei Menschen aller Altersgruppen vor. Sie treten quasi aus heiterem Himmel auf und sind besonders gefährlich: Wenn Gehirn und Körper nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden, bleibt nur sehr wenig Zeit, um schwerste Beeinträchtigungen oder den Tod zu verhindern.

Hans Götz erlitt einen solchen Kreislaufstillstand. Doch er hatte Glück im Unglück, weil die sogenannte Rettungskette bei ihm optimal funktionierte. Jahr für Jahr kann er daher einen zweiten Geburtstag feiern und sich mit seiner Frau darüber freuen, dass er sogar wieder gesund geworden ist. Immer am 31. März denkt das Ehepaar besonders intensiv an alle, die zur Rettung von Hans Götz beigetragen haben. Sie sind ungeheuer dankbar für die Hilfe, die ihm sein Leben neu geschenkt hat. 


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„Nie hätte ich damit gerechnet, dass ausgerechnet ich Probleme mit dem Herzen haben könnte“, blickt Hans Götz zurück und erklärt: „Ich war mal Leistungssportler, habe jahrzehntelang voller Begeisterung in der Bezirksklasse Tischtennis gespielt, war fit und ein absoluter Schaffer.“ Dennoch meint er: „Im Nachhinein habe ich den Eindruck, dass ich doch irgendetwas geahnt habe an dem Tag, denn ich habe mich an dem frühlingshaften Morgen am 31. März zärtlicher als sonst von meiner Frau verabschiedet.“ Abgesehen davon tat er alles, was er bis dahin immer an einem Wochentag getan hatte: Er fuhr zur Arbeit nach Asperg. An diesem Tag führte er Telefonate mit Kunden und ignorierte einen Druck in der Brust. „Ich dachte, ich hätte zu viel Mineralwasser getrunken. Denn durch Räuspern wurde der Druck leichter“, weiß er noch. An den Moment, in dem sein Herz aufhörte zu schlagen, kann er sich dagegen nicht mehr erinnern.

Zum Glück war sein Büro verglast: Zwei seiner Kollegen sahen, dass Hans Götz am Schreibtisch zusammengesackt und blau angelaufen war. Sie setzten sofort einen Notruf ab und bekamen vom Disponenten in der Leitstelle Ludwigsburg per Lautsprecher des Telefons Instruktionen, um Hans Götz zu reanimieren. Der Disponent konnte zudem gleichzeitig auf seinem Bildschirm erkennen, dass der Stuttgarter Hubschrauber der DRF Luftrettung am schnellsten vor Ort bei Hans Götz sein konnte.

„Nach nur vier Minuten Flugzeit landeten wir auf einer freien Parkfläche inmitten eines Wohngebietes, die Firma des Patienten befand sich genau gegenüber“, erinnert sich Dr. med. Gregor Lichy. Der erfahrene Notarzt übernahm die weitere Reanimation, zehn Minuten später begann das Herz von Hans Götz wieder zu schlagen. Doch nachdem sein Kreislauf kurz wieder funktioniert hatte, trat erneut Kammerflimmern auf. Notarzt Dr. med. Gregor Lichy, Notfallsanitäter Christof Pfeiffer und die Kollegen des bodengebundenen Rettungsdienstes gaben nicht auf und kämpften gemeinsam weiter um das Leben von Hans Götz. Sie schafften es, seinen Kreislauf so weit zu stabilisieren, dass der Transport in eine Klinik möglich wurde. „Da sich das Klinikum Ludwigsburg in direkter Nähe zum Einsatzort befand, entschied ich mich für den Transport im Rettungswagen“, erklärt Dr. med. Gregor Lichy. „Der Patient war bereits an den medizinischen Geräten aus unserem Hubschrauber angeschlossen. Daher nahmen wir diese auch beim Transport im Rettungswagen mit, um Überwachungslücken zu vermeiden. Dank unseres Elektrokardiogramm(EKG)-Gerätes konnten wir, noch bevor wir die Klinik erreicht hatten, dem diensthabenden Kardiologen in der Klinik in Ludwigsburg bereits den Befund übermitteln. So waren die Spezialisten optimal auf den Patienten vorbereitet. Nach einer sofortigen Herzkatheteruntersuchung setzten diese einen Stent ein, um die verschlossenen Gefäße zu erweitern. Hans Götz wurde ins künstliche Koma versetzt, sein Gehirn für 24 Stunden auf 33 Grad Celsius heruntergekühlt, um die Nervenzellen im Gehirn zu schützen und vor weiteren Schäden zu bewahren.“

 

Optimale Rettungskette entscheidend bei zeitkritischen Einsätzen 

Dass Hans Götz eine Woche danach wieder aufwachte und seine Frau erkannte, lag vor allem an der schnellen Hilfe, die er bekommen hatte. Diese Tatsache erfuhr Hans Götz aus erster Hand von seinem Notarzt Dr. med. Gregor Lichy, der auch als Oberarzt im Klinikum Ludwigsburg tätig ist. Dr. med. Gregor Lichy erinnert sich: „Ich bin direkt zu Hans Götz auf die Intensivstation gegangen, als ich gehört habe, dass er aus dem Koma aufgewacht ist.“ Die beiden sprachen lange miteinander, denn Hans Götz wollte genau wissen, was passiert war. Dr. med. Gregor Lichy hob im Gespräch unter anderem die Rolle hervor, die der Disponent der Leitstelle und die Kollegen von Hans Götz gespielt hatten: Ohne die Maßnahmen zur Wiederbelebung, die unter Anleitung durchgeführt wurden, und das direkte Anfordern von Christoph 51 hätte Hans Götz weder überlebt, noch hätte er nach nur drei Wochen im Klinikum Ludwigsburg in die Reha entlassen werden können. Dort, in Bad Krozingen, machten ihm zwar zunächst noch Wortfindungsstörungen zu schaffen. Doch nur drei Monate nach seinem Herzinfarkt konnte er an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. 


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Wir Luftretter setzen uns mit aller Kraft dafür ein, dass Patientinnen und Patienten bestmöglich und schnellstmöglich versorgt werden. Es liegt auf der Hand, dass bei vielen Einsätzen – so wie bei Hans Götz – jede Sekunde zählt. Für seine Genesung war entscheidend, dass vom ersten Moment an alle Hand in Hand gearbeitet haben: von den Ersthelfern und dem Disponenten über die Crew der DRF Luftrettung und den Kollegen des bodengebundenen Rettungsdienstes bis hin zu den Spezialisten im Klinikum Ludwigsburg.

(Quelle: DRF Luftrettung)