Neues vom Ambulanzflugbetrieb: Einsatz an der ungarisch-ukrainischen Grenze

(Quelle: Christian Schaub, DRF Luftrettung)
Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges am 24. Februar sind an den ukrainischen Grenzen Rettungs- und Hilfsorganisationen im Einsatz, um humanitäre und medizinische Hilfe zu leisten. Am vergangenen Samstagabend wurde die diensthabende Besatzung des Ambulanzflugbetriebes, Kapitän Herbert Kauth, Co-Pilot Christian Schaub, Notärztin Kristina Kull und Notfallsanitäter Maik Lang, zu einem dringenden Notfall an die ungarisch-ukrainische Grenze gerufen. Der Faktor Zeit spielte bei diesem anspruchsvollen Einsatz eine zentrale Rolle: Ein vermutlich Kriegsverletzter musste versorgt und in ein Krankenhaus außer Landes transportiert werden.
„Am frühen Abend klingelte nach einem bisher eher ruhig verlaufenen Tag mein Diensthandy“, berichtet Christian Schaub. „Die Informationen waren anfangs sehr dürftig, aber ich realisierte schnell, dass bei diesem Einsatz Zeit eine wichtige Rolle spielen würde. Ich wurde direkt gefragt, wie schnell ich mich am Flughafen einfinden könnte.“
Von da an zählte jede Minute und gemeinsam mit der Besatzung und den Einsatzkoordinatoren der Einsatzzentrale am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden wurde die Rettung auf Hochtouren organisiert, um einen jungen Mann nach Deutschland zu transportieren: Der 22-jährige ukrainische Staatsbürger hatte durch eine Explosion schwerste Verletzungen erlitten und befand sich in einem sehr kritischen gesundheitlichen Zustand. Während die Planungen in der Einsatzzentrale der DRF Luftrettung in vollem Gange waren, befand sich der ukrainische Rettungstransportwagen bereits auf dem Weg an die ungarisch-ukrainische Grenze, um den schwerstverletzen Patienten unverzüglich in Sicherheit zu bringen. Bereits im Vorfeld wurde ein Flughafen auf ungarischer Seite unter politischen und sicherheitsrelevanten Gesichtspunkten mit der Einsatzzentrale in Rheinmünster als Treffpunkt vereinbart. Trotz der Dringlichkeit und des kritischen Zustands des Patienten mussten alle Voraussetzungen für einen sicheren Flug und einen professionellen Einsatz auf medizinisch und fliegerisch höchstem Qualitätsniveau erfüllt sein. Gegen 21 Uhr hob der Learjet am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden schließlich ab und landete nach nur einer Stunde und 20 Minuten Flugzeit in Debrecen, nahe der Grenze zur Ukraine.
Im Anschluss kam die notfallmedizinische Crew der DRF Luftrettung zum Einsatz, um den Verletzten zu versorgen. Notfallsanitäter Maik Lang beschreibt die Situation vor Ort: „Bei unserem Eintreffen fanden wir einen polytraumatisierten Patienten mit diversen schweren Verletzungsmustern vor. Hierbei handelte es sich unter anderem um Verbrennungen 3. Grades, Amputationen, ein Thoraxtrauma und mehrere Verletzungen im Kopfbereich. Wir versorgten den Patienten mit Schmerzmitteln und stabilisierten den Kreislauf mittels unterstützender Medikamente. Weiterhin wurde der junge Mann kontrolliert mechanisch über unser Beatmungsgerät beatmet. Wir mussten uns allerdings beeilen, da der stabile Zustand des Patienten jederzeit kippen konnte. Der Flug und die Übergabe an den Rettungsdienst der Stadt Halle in Sachsen-Anhalt verliefen anschließend reibungslos.“


Weitertransport mit Rettungswagen in nächste Klinik
Am Zielflughafen in Leipzig/Halle wartete bereits ein vorab organisierter ITW (Intensiv-Transport-Wagen), zusammen mit einer Notärztin und mehreren Sanitätern. Der Patient wurde auf direktem Wege in eine Klinik mit einer Spezialabteilung für Verbrennungsopfer transportiert und konnte dort vorerst stabil übergeben werden. Die Crew landete nach einer durchflogenen Nacht gegen 5 Uhr morgens wieder am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden.
Schwer verletzte oder erkrankte Patienten werden von der DRF Luftrettung mit eigenen Ambulanzflugzeugen, eigenen Hubschraubern oder Charter- und Linienmaschinen schonend zur weiteren Behandlung geflogen. Innerhalb von zwei Stunden können die Learjets der Luftrettungsorganisation für weltweite Intensivtransporte in der Luft sein. Der Ambulanzflugbetrieb arbeitet dabei zuverlässig, kompetent und nach international zertifizierten Qualitätsmaßstäben. Das Personal an Bord verfügt über langjährige Erfahrungen und eine hochprofessionelle Ausbildung sowie weiterer Qualifizierungen in der eigenen Akademie.

