
Theresia Kneschke arbeitet bereits seit über 20 Jahren für den Förderverein der DRF Luftrettung, den DRF e.V.: 2001 startete sie als Sachbearbeiterin, nur zwei Jahre später wurde sie stellvertretende Abteilungsleiterin der Mitglieder- und Spenderbetreuung. Seit August 2015 ist sie Leiterin des Fördervereins. Ein Jahr wie 2021 hat sie noch nie erlebt – doch zusammen mit ihrem 14köpfigen Team nahm sie die Herausforderungen an.
Theresia Kneschke über das Jahr 2021
Alle, die den DRF e.V. unterstützen, wissen: Dank ihrer Spenden und Fördermitgliedschaften kann die DRF Luftrettung Menschen in medizinischen Notfällen best- und schnellstmöglich helfen. Im gesamten Jahr 2021 arbeitete unser Förderverein unter den besonderen Bedingungen der Pandemie. Seine Leiterin Theresia Kneschke ist dankbar, wie viel der DRF e.V. dennoch zusammen mit der Gemeinschaft der Fördermitglieder und Spender leisten konnte. Auf den nächsten Seiten schildert sie, wie das gelang – außerdem verrät sie, was ihr 2021 besonders fehlte und warum sie von der großen Gemeinschaft der Luftretter beeindruckt ist.

(Quelle: DRF Luftrettung)
Die Teilnahme an Veranstaltungen und Messen war im gesamten Jahr 2021 unmöglich, Menschen konnten nicht wie gewohnt persönlich angesprochen werden …
Theresia Kneschke: Dabei ist das Gespräch von Angesicht zu Angesicht notwendig und der erfolgreichste Weg, um neue Mitstreitende zu gewinnen. Denn im Gespräch kann man konkrete individuelle Fragen beantworten, die Geschichte von Einsätzen erzählen und auf dringende Finanzierungsbedarfe im Detail eingehen. Damit Menschen sich dazu entscheiden, Teil des Luftretter-Teams zu werden und die Hilfe aus der Luft finanziell zu unterstützen, braucht die Luftrettung ein „Gesicht“. Früher haben wir daher pro Jahr an rund zehn öffentlichkeitsrelevanten Veranstaltungen teilgenommen. Außerdem haben unsere Außendienstmitarbeiter jährlich rund 800.000 Gespräche an Informationsständen geführt – und so etwa 40.000 neue Förderer gewonnen. In der Pandemie ging das alles natürlich nicht mehr.
… aber der Förderverein hat schnell auf die Situation reagiert
Theresia Kneschke: Mein Team und ich haben uns mit Beginn der ersten Welle sofort an die Lage angepasst, denn wir wollten weiterhin die notwendigen Mittel für die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellen. Damals musste zum Beispiel in kürzester Zeit die Finanzierung der EpiShuttles gestemmt werden, die seitdem für den sicheren Transport von hochinfektiösen Patientinnen und Patienten eingesetzt werden. Also haben wir unsere Mitglieder und bestehenden Kontakte angeschrieben und sind mit ihnen telefonisch in Kontakt getreten. Spenderinnen und Spender haben wir gefragt, ob sie die Möglichkeit sehen, die Luftrettung dauerhaft zu unterstützen; Fördermitglieder haben wir darum gebeten, einer Beitragserhöhung zuzustimmen. Diese Ansätze haben wir im Jahr 2021 weiterverfolgt. Und wir waren wirklich beeindruckt von der Hilfsbereitschaft in unserer Gemeinschaft.
Das heißt: Verbesserungen für Patientinnen und Patienten wurden vor allem von Menschen getragen, die bereits seit längerem an Bord sind und die Luftrettung unterstützen?
Theresia Kneschke: Ja, ihr Engagement gerade in Zeiten, die für die meisten alles andere als einfach waren, war wirklich außergewöhnlich. Ich kann für alle in meinem Team sprechen, wenn ich sage: Die unerschütterliche Spendenbereitschaft hat uns sehr berührt.
Mein Eindruck ist, dass alle, die sich zur Gemeinschaft der Luftretter zählen, anderen im Rahmen ihrer persönlichen Möglichkeiten gerne helfen und zu ihrem Überleben beitragen, wenn sie es können. Die Aufgabe meines Teams und mir ist es, genau aufzuzeigen, was mithilfe von Spenden zum Besseren verändert werden kann. Wir haben festgestellt, dass wir Menschen in unserer Gemeinschaft am besten erreichen, wenn wir um Unterstützung für ganz konkrete Anschaffungen bitten, weil sie dann genau nachvollziehen können: Ihre Spenden helfen anderen dabei, medizinische Notfälle so gut wie möglich zu überleben. Wir haben Menschen im Team der Unterstützer, die immer wieder zehn Euro zu erforderlichen Verbesserungen beisteuern. Wir haben aber auch Großspender an Bord, die allein einzelne Projekte für „ihre Station vor Ort“ finanzieren, die also sehr viel für die Versorgung in ihrer Region leisten.
Wird mit unterschiedlich hohen Beträgen auch unterschiedlich umgegangen?
Theresia Kneschke: Wir sind für jeden Geldbetrag dankbar, den wir erhalten. Denn jeder Euro trägt dazu bei, dass die Versorgung von Patientinnen und Patienten jeden Alters verbessert werden kann. Mir ist es sehr wichtig, dass ich die persönliche Verantwortung dafür übernehme, dass die Mittel, die uns anvertraut werden, mit äußerster Sorgfalt behandelt und so eingesetzt werden, wie es der Spender oder die Spenderin wünscht.
Hat der Berufsalltag im Jahr 2021 das Team des Fördervereins verändert?
Theresia Kneschke: Ich gestehe, dass die Arbeit im letzten Jahr für uns alle teilweise etwas ermüdend war, denn viele Dinge wurden deutlich schwieriger. Aber es hat uns zuversichtlich gestimmt, dass wir uns in der schwierigen Zeit auf unsere Unterstützerinnen und Unterstützer verlassen und auf sie bauen konnten.
Das Wissen um diese Unterstützung hat uns motiviert, als wir alle ganz anders arbeiten mussten – ohne belebende persönliche Kontakte, ohne Veranstaltungen. Etwa zwei Drittel der Mitarbeitenden waren dauerhaft im sogenannten Home-Office. Arbeitsabläufe mussten neu definiert werden. Es war weniger leicht, eine gleichbleibende Arbeitsqualität sicherzustellen – besonders mit Blick auf die Telefonate mit unseren Mitgliedern sowie Spenderinnen und Spendern. Meine Aufgabe, das Team zu führen, nahm mehr Zeit in Anspruch; ich habe deshalb anders geplant und diese Aufgabe noch bewusster wahrgenommen.
Wenn die Gespräche im Flur oder in der Kaffeeküche wegfallen – die, wie wir jetzt wissen, kurz, aber sehr wertvoll sind –, ist es schwieriger, sich wirklich nahe zu bleiben. Denn man erfährt nicht mehr so viel voneinander, ganz gleich ob beruflich oder privat. Aber vor allem geht Kreativität in meinen Augen nicht mehr so einfach von der Hand, wenn neue Eindrücke und Erlebnisse von außen fehlen. Und das wirkt sich natürlich auch auf Strategieprozesse aus und auf Konzeptionen, die daraus abgeleitet werden. Aber auf mein gesamtes Team war nach wie vor Verlass.
Kam es zu Engpässen im Förderverein?
Theresia Kneschke: Antwortschreiben an Mitglieder konnten nicht mehr so schnell gedruckt und verschickt werden, da dies nur im Büro möglich war. Zudem mussten für den Druck und den Versand erst Präsenzzeiten abgesprochen und eingeplant werden. Besprechungen fanden nur noch online statt. Und da nicht alle Mitarbeitenden eine Kamera am PC haben, hatten wir teilweise keine Bildübertragung, was sich auf unsere Diskussionen zum Finden von Lösungen auswirkte.
Darüber hinaus hatten wir phasenweise mit Papierknappheit zu kämpfen: Wir wussten zum Teil nicht, ob wir die Spendenmailings noch im erforderlichen Umfang verschicken können. Außerdem hatten wir längere Lieferzeiten bei den Shop-Artikeln – und Engpässe bei den Mitgliedsausweisen, weil die Rohlinge nicht lieferbar waren.
Und was hat im Jahr 2021 besonders gefehlt?
Theresia Kneschke: Wir konnten uns zwar postalisch, per E-Mail und via Telefon mit den Spenderinnen und Spendern austauschen und wir standen mit bestehenden Unterstützern regelmäßig und gut in Kontakt. Was uns aber besonders gefehlt hat, war: den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern persönlich von Angesicht zu Angesicht zu danken. Oder auf Tagen der offenen Tür zu zeigen, was ihre Spenden und Fördermitgliedschaften tatsächlich bewirken.
Normalerweise treffe ich mich ein- bis zweimal im Jahr mit einem älteren Herrn, der unserer gemeinnützigen Organisation größere Geldbeträge spendet und mir diese persönlich überreicht. In 2021 hat kein solches Treffen stattgefunden, die Spenden wurden überwiesen. Auf der einen Seite war ich tief berührt, dass diese Beziehung die Pandemie offensichtlich überdauert. Auf der anderen Seite hat es mich traurig und wehmütig gemacht, als ich die Überweisung auf dem Kontoauszug gesehen habe.

Immer nah am Menschen zu sein, ist für sie gelebte Realität.
(Quelle: DRF Luftrettung)
Gibt es eine Art Fazit für das Jahr 2021?
Theresia Kneschke: Die Herausforderungen des Jahres 2021 haben unsere Gemeinschaft noch mehr gefestigt. Luftretter sind schon etwas Besonderes. Mir ist beim telefonischen Kontakt mit Spenderinnen, Spendern und Fördermitgliedern aufgefallen, dass Krisen bei einem besonderen Schlag von Menschen das Gefühl für gemeinsame Werte sogar noch stärker machen als in sogenannten normalen Zeiten, dass Krisen die Bereitschaft, sich einzubringen, bei diesen Menschen nochmals erhöhen. Wir Luftretter – also alle, die sich für die schnellst- und bestmögliche Notfallversorgung von Menschen einsetzen – gehören zu diesem Schlag Menschen. Das wurde im Jahr 2021 für mich offensichtlich.
Also sind wir eine Wertegemeinschaft?
Theresia Kneschke: In jedem Fall! Leben zu retten ist eine hohes, wenn nicht das höchste Gut – und unsere Gemeinschaft fühlt sich verpflichtet, alles dazu beizutragen, was in unserer Macht steht. Jede gelungene Rettung ist ein Akt der Gemeinschaft: von den Crews in den Hubschraubern über die Menschen, die dazu beitragen, dass diese überhaupt starten können, zum Beispiel gerade auch in der Nacht – bis hin zu den Teams in den Krankenhäusern, die dringende Operationen selbst um 3 Uhr morgens ausführen, wenn es notwendig ist.
Was bewirken wir als Gemeinschaft?
Theresia Kneschke: Die DRF Luftrettung ist, unterstützt durch unsere Gemeinschaft, 38.000 Einsätze allein im Jahr 2021 geflogen, im Sommer 21 startete eine Crew zum insgesamt 1.000.000sten Einsatz der Organisation. Diese hohe Zahl lässt allerdings nur bedingt erahnen, wie viel wir schon für Kinder in allen Altersgruppen, Frauen und Männer bewirkt haben. Jeder Einsatz berührt ja einen Menschen wie dich und mich und seine Familie.
Der Wert eines Lebens ist genauswenig bezifferbar wie die Auswirkungen, die ein unnötiger Unfalltod auf eine ganze Familie haben kann. In Dankesbriefen schreiben viele Gerettete, wie glücklich sie sind, dass sie weiterleben können. Und sie artikulieren ihr Staunen darüber, wie sehr die Unterstützung und die uneigennützige Hilfe von anderen dazu beigetragen haben. Die Erkenntnis, wie sehr unsere Leben von anderen Menschen abhängen, verändert jede und jeden Einzelnen. Unser Engagement wirkt sich weit mehr auf die Gesellschaft aus, als wir aus Einsatzzahlen ablesen können.
Was bedeutet es für den Förderverein, dass der Meilenstein von 1.000.000 Einsätzen überschritten wurde?
Theresia Kneschke: Das gesamte Team des Fördervereins ist ausgesprochen dankbar für alles, was bereits erreicht werden konnte. Darüber hinaus wurden wir in unserer Überzeugung bestärkt, dass wir als Gemeinschaft eine best- und schnellstmögliche Notfallversorgung für alle erreichen können. Insofern spornt uns dieser Meilenstein enorm an: Wir wollen weiterwachsen und so mehr Mittel für Menschen in medizinischen Notsituationen gewinnen. Deshalb werden wir die Öffentlichkeit noch stärker über unsere Ziele informieren und die Besonderheiten der Luftrettung und Verbesserungspotenziale bekannter machen. Unser Ziel ist, dass weitere Menschen den Weg zu uns finden und Teil unserer Gemeinschaft der Luftretter werden. Zusammen werden wir noch mehr Leben retten.
Fördern
Als Fördermitglied unterstützen Sie den gemeinnützigen DRF e.V. und tragen damit direkt dazu bei, Leben zu retten. Ihre Förderbeiträge kommen der DRF Luftrettung zugute und sichern das hohe Qualitätsniveau, das für eine optimale Patientenversorgung aus der Luft notwendig ist. Und auch Sie profitieren im Notfall: Wir versprechen, Sie nach Deutschland zurück zu holen, wenn dies medizinisch sinnvoll und vertretbar ist.
Titelbild: Theresia Kneschke (Quelle: DRF Luftrettung)